übers wundern

warum wollen wir weiter wunder
wenn wir wenige nur sehen
unsre welt wird nicht mehr runder
es gibt nicht viel noch zu verstehen

seis äuglein trüb, müd, munter
sanft mut wird die angst verwehen
seh ich dann farben bunt und kunter
ach du scheiße

die welt ist schön.

h

unter lust

ich hab heute einfach keine lust.

worauf?

na, den text zu schreiben, den ich heut veröffentlichen wollte. 

und welcher war das?

über persona non blabla. also so heißt der.

du hast schon den titel?

ja, der ganze text ist schon bereit in meinem kopf.

und kannst du ihn nicht einfach runterschreiben?

ne. ne. ne. irgendwie nicht. ich fühl mich einfach irgendwie halt nicht danach jetzt. 

und später?

wahrscheinlich nicht. 

und warum nicht?

i dunno. ich fühls nicht. vor allem, weißt du, ich liebe dieses bild, welches ich durch meine worte zu dem thema in meinem kopf male und dennoch.. ich hatte bisher simplemente nicht den animo, es auf papier zu bringen. also auf pixel. 

du meinst das bild der persona non blabla?

ja. 

ist es ein schönes kopfbild?

ohja.

möchtest dus mit mir teilen?

unbedingt.

aber nicht jetzt?

nein, nicht jetzt. jetzt hab ich einfach keine lust. 

h

über i dunno – oder: ich weiß, dass ich was?

heiligabends halb 10 im waldhaus: „kommst du mit in die kirche?“ 

ich mach kein geheimnis draus, ich bin keine fromme christin. wäre ich wonders auf die welt gekommen, wäre ich, so nehme ich an, auch einem anderen glauben gegenüber nicht fromm. es gibt nunmal verschiedene, aus sich selbst heraus entstandene glaubenssysteme. entwickelt durch die umstände, die perzeption, die interpretation und die überzeugung der menschen, die sich dem jeweiligen system angenommen haben, um stellvertretend für uns alle die quälenden fragen der existenz zu beantworten. 

das ist meiner ansicht nach die quelle des schmerzpotentials einer religion. sobald die wahrheit eines oder einiger weniger menschen allgemeingütig wird, wird dort verständnis genommen, wo glaube verlangt wird. wenn glaube eine institution wird, gibt es in der regel regeln. doch für mich ist die definition von glaube, dass es keine regeln gibt. die gedanken sind frei. oder wie meine therapeutin sagt: in der phantasie ist alles erlaubt. ich möchte an dieser stelle weder in die religionskritik eintauchen noch ausführen, wo für mich die differenz zwischen fakt und wahrheit liegt, lediglich eine grundsätzliche frage stellen: bist du frei in deinem glauben? 

weihnachten und glauben sind, so scheint es mir, auseinandergedriftet. woran glaubt unsere gesellschaft, falls sie noch an das wunder von weihnachten glaubt? ich dachte zuerst an worte wie (weihnachts-) stress, (weihnachts-) geschäft und (weihnachts-) geld. toll.

ich mache es mir nun einfach uns sage: ich glaube an alles und an nichts. ich glaube an die macht der gedanken und gefühle, an die vergesslichkeit des menschen und an die individualität in der verbundenheit. ich glaube an die mathematik, die notwendigkeit von fragen und an die daraus resultierende kreativität. und halt auch an liebe und frieden und so. 

worauf ich hinaus will: ich find vieles nicht cool, was menschen im schutzmantel von religionen alles taten und tun. wirklich ganz uncool. müssen wir weiter drüber reden. aber nicht jetzt. jetzt eher sowas: 

ich liebe kirchen. diese uralten gemäuer, jedes mit einem eigenem geruch und einem ganz eigenen klang, die mich mit ihrem geistigen potenzial kitzeln, sobald ich sie betrete. ich finde die idee höchst wertvoll, orte zu haben, wohin alle gehen können, wenn unsere fragen oder sorgen zu groß werden für den eigenen kopf. wenn wir an der vermaledeitheit der eigenen existenz nicht mehr vorbeikommen. schutzräume, in denen wir impulse für die ganz eigenen antworten bekommen können.

und einige predigten des pastors haben mich die letzten jahre zu tränen gerührt. warum sollte ich also nicht mal wieder unsere kleine kirche im nachbardorf besuchen?

h

über zehn körper

wenn ich zehn körper hätte, würde einer von ihnen tanzen
einer würd die tage träumen und einer blumen pflanzen
einer kümmert sich um jeden menschen
einer um die ganze welt
einer würde arbeiten 
arbeiten für geld
einer würde sachen machen
einfach nur um sie zu tun
einer würde lauthals lachen
und einer würde ruhen
einer würde lernen
alte und neue dinge
einer würde mich entdecken
wie ich tatsächlich klinge
einer würde weitergeben
von dem wissen, was mich fand
einer ganz nah am abgrund stehen
mit den zehen übern rand
einer würde heulen
vor all der wut in meinem bauch
einer könnt kung fu
und über einem schwebt der rauch
einer würde schreiben
und einer ständig singen
einer würde stehen bleiben
und einer würde springen
alle würden komponieren
ihre eigen klein melodie
alle in einem konzentieren
die kunst der alchemie

h

meine leute

meine leute
stehen hinter mir
und neben mir
und vor mir

meine leute
halten meine hand
meine füße
meinen verstand

manchmal damit ich nicht falle
manchmal damit ich nicht verschwinde
meine leute zeigen mir
wie ich wieder zu mir finde

h

und du so?

lass dich mir etwas erzählen und schick mir deine weihnachtsgeschichte.

was treibt dich so um? was wünschst du dir? wie verbringst du dich? was ist dir wichtig?

warum frage ich, fragst du mich?

irgendwann kommt der tag, an dem dus erfahren wirst.

ich erwarte deine eule.

h

ps: langkurz, großklein, verletzlichstark und drüberdrunter. alles geht. auch anonym oder mit foto.

doch

das wesen eines jeden menschen ist gleich
es hat sich verändert mit der zeit
und stecken tut doch
in uns allen eins
…………………..
……………
………
…..
..
.

über vatermutterkind/ divers

weihnachten war für mich immer – und ist es bis heute – ein familienfest. alle kommen zusammen, einige zu spät, und wir warten auf das leuten der kleinen glocke, welches bedeutet, dass wir unsere geschenke unter dem baum aufreißen dürfen. aber nicht, bevor wir nicht um eben jenen getanzt und gesungen haben. dann wird gehofft, dass die gemachten geschenke auch gefallen, die nach und nach in aufgeregter stimmung überall auf dem boden verteilt, bestaunt und ausprobiert werden. es werden fotos der jüngeren generation hinter-, neben- und übereinander auf der treppe gemacht, fonduefeuer mit pullovern gelöscht und so viel gegessen, bis meine kleine cousine rücklings aufs sofa fällt und nur noch vereinzelt ein brummen von sich geben kann. im weiteren verlauf des abends kramen wir die alten vhs-familienvideokasetten raus, wir spielen tabu und activity bis wir vor lachen heulen und um 22 uhr beginnt die kirche für diejenigen, die möchten. 

danach gibs dann endlich nachtisch! wir haben wie jedes jahr den obstsalat mitgebracht. meine tante, die die letzten tage unerbittlich für uns in der küche stand, hat wieder in einen der desserts eine mandel versteckt. also obacht! wir nehmen uns bayrische creme, mandelmuß, pudding, maronen- oder baileyscreme (oder oder oder oder) und beäugen uns gegenseitig, ob nicht jemand eine verräterische ohoh-ich-hab-die-mandel-miene aufsetzt. nicht, dass sie heimlich zerkaut wird und unentdeckt für immer und ewig in dem magen einer der hier anwesenden verschwindet. das darf unter keinen umständen passieren, denn wer die mandel hat, muss was vortragen!

wer wird des diesmal? mein onkel, der schon wieder ganz vergessen hatte, dass wir dieses kleine ritual haben und sich schelmisch zeitschindend ausgiebig darüber beschwert, es hätte ihn niemand, also gar keiner, darüber informiert, dass die möglichkeit bestünde, dass er vielleicht, falls es überhaupt soweit kommt, gegebenenfalls, wenn überhaupt, unter umstanden, ausgenommen jemand anderes bekommt die mandel, also dass, naja, also. jaa. na gut. na dann. ääähm. also… kennt ihr schon die geschichte, wie ich damals in alaska auge in auge mit dem braunbären tanzte?

oder meine cousine, die mit wehenden haaren und ihrer neuen luftgitarre last christmas performt, nachdem sie zwischen unsere klappernden nachtischschälchen auf den tisch gesprungen ist?

oder mein schwager, der mit seiner verdutzten tochter auf dem arm zu selbstgesungenem walzer durch alle zimmer schwebt?

also – ihr merkt schon, ich bin voller spannung auf den mandelmoment. und bevor ich mich vor aufregung hier gleich nicht mehr halten kann, kommt jetzt der stimmungsschwung. 

weil manchmal, ja, manchmal ist familie anstrengend. und manchmal tut es weh, wenn sich etwas verändert. zum beispiel nachdem entschieden war, dass wir unseren vater ab jetzt am ersten weihnachtstag zum brunchen treffen, weil er heilig abend nicht mehr dabei sein wird. oder wenn ich vielleicht nicht von den großartigen errungenschaften, erlebnissen, abschlüssen oder erfolgen berichten kann, die sich meine familie für mich wünscht. oder wenn wir uns von einem menschen für immer verabschieden mussten. 

doch ganz egal, welche themen uns begleiten, welche prozesse wir miteinander teilen – und hier meine ich besonders diejenigen, die wir solange vor uns herschieben, bis es zu anstrengend wird und wir uns schmerzhaft streiten – ganz egal, wie schwer es manchmal ist, bin ich so dankbar. 

weil ich in meiner familie vertraue, dass der mensch mir gegenüber für mich gutes möchte. weil ich ernstgenommen werde. weil ich keine angst haben muss vor zurückweisung. so verletzend oder unverständlich das verhalten der anderen manchmal auch sein mag, erschaffe ich verständnis und kommuniziere mich, weil ich eines weiß: dass sie mich lieben. und ich sie. no matter what. 

und während sich freunde am heiligen abend später noch in der bar treffen, zocke ich im wohnzimmer meiner tante mario cart und habe wieder mal den abend meines lebens. 

h

das mädchen

da sitzt ein kleines mädchen
auf der treppe
und kann keine schuhe binden

ich komme näher und sie schaut mich an
als würde sie in mir etwas finden

von dem ich gar nicht wusste
dass ich es vermisse

es scheint diese gewisse leichtigkeit zu sein
um hilfe zu bitten
nicht alles wissen zu müssen
ganz ohne schlechtes gewissen

ich zeig ihr also eine schleife und n doppelknoten dazu
ich will grad wieder gehen
doch sie lässt mich einfach nicht in ruh

sie schaut mürrisch drein und fragt und nu?
ich geh doch eh vielvielvielvielvielvielvielvielvielvielvielvielvielviel lieber barfuß

und noch bevor ich etwas sagen kann
packt sie beide schuhe fest mit einer hand
und wirft sie ohne zögern mit viel schwung ganz weit übern beckenrand

und geht
und ich bleib stehen
bleib einfach stehen

h

jonte und der weihnachtsmann

der duft von plastik umschmeichelt meine nase, während meine tante den bart in meinem gesicht zurechtrückt. die kaputze weit über die augen gezogen, kontrolliere ich ein letztes mal die tiefe meiner stimme. „toll!“, sagst meine tante. „hohoho!“, sage ich. na dann los. das schwerfällige gehen fällt mir gar nicht schwer, während ich die riesenhaften gummistiefel meines onkels abwechselnd nach vorne hiefe. das bauchkissen verrutscht. ich setze kurz den jutesack ab und ziehe meinen gürtel enger. 

eine runde um´s haus soll ich gehen, damit die kids mich schon aus dem fenster heraus sehen, bevor ich dann zur haustür komme. selbst der schnee ist vor spannung schon geschmolzen. scherz. es lag nie schnee. 

und dann nur noch ein paar momente, bis die haustür aufgerissen wird. ich bleibe ganz ruhig. bin schon ein alter hase, was das weihnachtsmannsein angeht. was hatte meine schwester mir noch gesagt, was ich den kindern sagen soll? 

und schon stürzen mir drei blonde knirpse entgegen, die, sobald sie mich sehen, in erfurcht erstarren. 

„hohoho!“, sagte ich.

„der weihnachtsmann!“, ruft meine nichte, während sie auf mich zeigt. alle lachen. „hohoho!“, sage ich. mein neffe weiß währenddessen gar nicht wohin mit seiner aufregung und zwirbelt nach worten suchend an seinem shirt rum. „frohe weihnachten!“, sage ich. „frohe weihnachten!“, rufen meine nichten auf und ab springend. „von drauß vom walde komme ich!“, sage ich. „allein, denn meine rentiere sind schüchtern. aber geschenke bringe ich mit!“ „jaaa geschenke!“, rufen meine nichten. „ich möchte auch geschenke!“, sagt jonte. alle lachen. 

„habt ihr mir auch ein gedicht mitgebracht?“, frage ich tief in die nacht hinein. 

stille. 

„ja, allerdings.“, ermutigt meine schwester meine nichte lächelnd. 

und so schnell wie nie ein mensch zuvor, sagt die kleine:

lieberguterweihnachtsmannschaumichnichtsoböseansteckedeineruteeinichwillauchimmerartigsein

ein raunen geht durch die menge. 

„toll!“, sagt meine tante. 

„hohoho!“, sage ich. 

auch die anderen beiden kids jenseits des säuglingsalters sagen brav ihre gedichte auf. okay. und jetzt der showdown: „hohoho!“, sagt meine tante. ich bin kurz verwirrt. alle lachen. 

dann mache ich den kindern glaubhaft klar, dass sie nie wieder von irgendwem zu irgendeinem anlass auch nur irgendetwas geschenkähnliches erhalten, wenn sie nicht umgehend weniger süßgkeiten essen und sorgfältig ihre zähne putzen. alle versprechen es mir hoch und heilig. nie wieder süßigkeiten und auf gar keinen fall zähne putzen. „toll!“, sagt meine tante. „hohoho!“, sage ich, stelle meinen sack vor den kindern ab und gehe.

„toll!“, sagt meine tante, zurück im umkleideraum. „hohoho!“, sagte ich, mir die letzten bartsträhnen zwischen den zähnen herausziehend. 

was ein fest. das essen mal wieder klasse. beschehrung gelungen. alle satt und glücklich. „toll!“, sagt meine tante. „hohoho!“, sage ich. ups. 

jonte dreht sich zu mir um. selbst das feuer knistert leiser. 

„h hört sich fast so an wie der weihnachtsmann.“, sagt jonte.

alle lachen. 

wie stark doch die kräfte von phantasie und illusion.

h

ein märchen

es war einmal eine junge königin mit einem großen königreich, über das sie wachte. eines tages blickte sie in einen spiegel und erkannte sich nicht mehr. sie war so tief entsetzt, daß sie sämtliche spiegel in ihrer burg zerschlagen ließ. menschen ließ sie nicht mehr hinein. durch die türen gab sie nur noch die nötigsten befehle, während sie sich eingeschlossen hielt. ihre einzige gesellschaft war ein stummer papagei. so fristete sie ihr dasein. im stillen dunkel gestaltete sie die räume ihres anwesens, die sie sich zusprach. sie ließ sich dann und wann von nah und fern stoffe, perlen, muscheln, hölzer, steine und aller arten allerlei bringen, um ihre zimmer bei kerzenschein einzurichten. 

eines tages umhüllte sie eine schwere last. sie setzte sich in die mitte ihres größten teppichs und begann bitterlich zu weinen. der papagei setzte sich auf ihr knie und sie streichelte ihm liebevoll über sein buntes federkleid. „ich weiß nun nichts mehr mit mir anzufangen. ich habe diese räume so viele male versucht, zu meiner zufriedenheit zu gestalten, doch sehe ich keinen sinn mehr darin. ich kann keine schönheit aus ihnen hervorbringen, wo ich doch selbst nicht schön bin.“

zu ihrer tiefen bestürzung antwortete ihr der papagei: „schönheit. schönheit. schönheit.“, wiederholte er immer wieder, während er ihr in die augen blickte. der königin blieb der atem weg und es breitete sich ein schmerz in ihr aus, den sie nicht auszuhalten vermochte. sie stürzte zu einem fenster, öffnete es, ließ den papagei hinaus und brach zusammen. 

so lag sie da, bis eine weiche mädchenstimme zu ihr drang. „meine königin, ich wurde geschickt, um nach ihnen zu schauen. seit vielen tagen hörten wir keinen ton von ihnen und seit drei tagen sitzt der papagei nun oben auf einer zinne.“ die königin war nicht in der lage zu antworten. auch war es ihr egal, daß das mädchen ihre räume betreten hatte. sie hörte schritte und die kleine begann die schweren vorhänge vor den fenstern zu öffnen. die königin schien zu schwach, um zu protestieren. die plötzliche helligkeit drang durch ihre augenlider und eigentümliche geräusche an ihre ohren. die schritte des mädchens kamen langsam auf sie zu und die königin spürte dann eine hand auf ihrer schulter. 

nach einer weile sagte das mädchen eher zu sich selbst: „ich habe noch nirgends vergleichbare schönheit gesehen.“ die königin war irritiert und öffnete langsam die augen. und während sie sich an die lichtgeflutete umgebung gewöhnte, wusste sie zugleich nicht, ob sie ihren augen trauen durfte. sie musste in ihren räumen liegen, doch erkannte sie sie doch nicht wieder. von überall her erstrahlten farben, muster, formen, selbst klänge, mit denen der durch die fenster hineindrängende wind spielte. auch die gegenstände, die einzeln wenig prachtvoll erschienen, erstrahlten in komposition und harmonie. so lag sie nochmals eine weile da, atmend, überwältigt von dem, was sie sah. 

„ich habe ihnen hier wasser hergestellt, meine königin.“ etwas in der stimme des mädchens erweckte eine sanfte kraft und demut in ihr. sie richtete sich langsam auf und schaute das mädchen an, die ihren blick ruhig erwiderte. „erschrickst du denn gar nicht bei meinem anblick?“ fragte die königin. „ich wusste nicht, dass ich mich hätte erschrecken sollen.“ sagte das mädchen und reichte ihr das wasser. 

die aussage verwirrte sie, da ihr spiegelbild damals für sie doch so offensichtlich beängstigend war. sie war vielleicht im alter des mädchens gewesen und sie spürte nun, wie eine art neugier in ihrem nacken zu kitzeln begann. sie nahm das wasser und blickte in die spiegelung ihres gesichtes. es lag dort ohne schmerz, leicht wie eine Idee, in den sanften wellen. 

sie atmete, trank, schaute das mädchen an und fragte dann: „begleitest du mich nach draußen, bitte?“ 

h

ich will was

ich will verstehen
in leichtigkeit aufgehen
und veränderung erzeugen
mich keiner stimme beugen
die mich in ketten legen will

leg ich mich doch selbst am besten fest

doch manchmal bleib ich still
mein überfordert herz
der wandelung nicht hilft
zwischen nem schlechtem scherz
und tiefem schmerz

h

über lametta

jedes jahr freue ich mich sehr, wenn ich mir anfang september meine ersten spekulatius kaufe. find ich super. hat irgendwie was besonderes, dass wir sie nur um die weihnachtszeit bekommen – fast ein ganzes halbes jahr, bis halt im januar ostern anfängt. 

die kekslobby muss groß sein, zumindest gehe ich nicht davon aus, dass schon vor industrieller fertigung der duft von vanillekipferl und lebkuchen über stadt und land zog, während die ernte noch auf den feldern stand. anonymes wirtschaften hat sicherlicher unser traditionelles weihnachten verändert. is halt so. 

das fest der liebe durfte sich schon mit einigen gesellschaftlichen anpassungen einkleiden. ob nun coca-cola dem weihnachtsmann sein rotes outfit sponsorte oder ob jesus tatsächlich am 25. dezember geboren wurde, weiß ich nicht. die menschen neigen dazu, die geschichten zu den eigenen gunsten weiterzuerzählen. coca-cola hätte es sicher nicht geschadet, den lieblingsmenschen aller kinder in ihre farbe zu stecken. dass jesus ein persönliches interesse an eben jenem geburtstag hatte, bezweifle ich, doch dass sich die kirche einen schon bestehenden feiertag zu eigen macht, scheint mir durchaus plausibel. und hätte sich das dritte reich durchgesetzt, hätte man dem christkind mit sicherheit nicht nur seinen geburtstag sondern auch sein judentum abgesprochen. 

all dies passiert im schoß der wintersonnenwende. eine zeit, die in den ältesten kulturen schon heilig war. die geweihten nächte eben. zeit der stille, der einsicht – im sinne von insichhineinsicht. wie war das jahr? wie ist es jetzt? was sind meine wünsche? die dunkelste zeit umhüllt uns und lässt uns in unsere nester fliehen. ich meine, falls wir eines haben natürlich. sonst schreibst du dem weihnachtsmann gegebenenfalls eine flaschenpost, die du dann in die elbe schmeißt, mit dem wunsch nach einem wärmeren schlafsack für deine isomatte unter den neonlichtern des saturns am hauptbahnhof. vielleicht hilft es ja, eine colaflasche zu nehmen, während der eisige nordwind dein einziges teelicht erlöschen lässt. 

ins mittelmeer werfen sich die menschen sogar selbst hinein, in dem verzweifelten wunsch nach freiheit und sicherheit. für sie ist das ganze jahr über weihnachten. 

nun könntest du annehmen, ich sei kein fan von diesem brauchtum. dem ist nicht unbedingt so. diese zeit des jahres ist für mich lediglich der höhepunkt der menschlichen skurrilität. vieles, was ich an uns beobachte, wird um weihnachten herum auf die spitze getrieben. das erzeugt in mir ein gefühl, welches dem inhalt des resteeimers nach einer party gleicht. alles wird zusammengekippt und am ende stinkts. ich will aber nicht, dass mir das jahresende stinkt. 

ich will bratapfel, zimt und glühwein riechen. ich will mich dick einmummeln müssen und mich freuen, in wärmenden wohnungen willkommen zu sein. ich will mich nach nem waldspaziergang an mamas ofen verbrennen und mit meinen cousinen und schwestern kuschelnd drei haselnüsse für aschenbrödel gucken. ich will die dunkelheit genießen können, wissend, dass der nächste frühling kommt. ich will die lichter tanzen sehen, die wir uns entzünden, um uns wärme zu schenken. ich will zum frühstück marzipan in zartbitterschokolade ummantelt mampfen. ich will lieben menschen schreiben, dass ich an sie denke. ich will es uns schön machen. ich will mit meinem neffen das lametta suchen.

und ich will verstehen. 

h

übers wünschen

was wünschst du dir
was wünschst dir mir 
was wünschst du der natur 
im ew´gen hier 
im ew´gen wir 
stillschweigend blind und stur

so zeichnet dich
so zeichnet mich
uns´res lebens schraffur
gefühlsmäßig
unleserlich
scheinheilige blässur

komm, wir zusamm´
entschieden dann
aushaltend mit bravour
jetzt hand in hand
am verstands rand
uns fehlet ein wunsch nur

also, nochmal:
was wünschst du dir?
es bedarf gar nicht viel. 

also, nochmal:
was wünschst du mir?   
was ist nur unser ziel?

h