Ich sitze in der S-Bahn. Ach richtig, U-bahn meine ich. Ist halt verwirrend an den Landungsbrücken. Mir schräg gegenüber sitzt ein schlaksiger Mann. Blue Jeans, white Turnschuhe, black Rucksack, grey Cappie, Lidl Tüte. Die stabile. Auf seinem T-Shirt abgedruckt kann ich den ersten Artikel des deutschen Grundgesetzes lesen. Er schwitzt. Wedelt sich mit der Hand Luft zu. Ihm fehlen ein paar Zähne. Seine Tattoos sind verblast. Er schüttelt das Shirt, um sich zu lüften. Schiebt die Cappie auf seinem Kopf vor und zurück. Seine Augen halb geschlossen. Gerötet. Blass. „Fuck“ formen seine Lippen. Soll ich ihm Wasser anbieten? Der Gedanke, mit ihm meine Flasche zu teilen, löst Ekel aus. Was mache ich? Die Türen gehen auf. Er schaut sich kurz um, bleibt noch einen Moment sitzen, versucht weiter gegen das Schwitzen anzukommen, bevor er überstürzt rausspringt.
Ich wünsch dir alles Gute, Bro. Wenn ich dir schon nicht das Wasser reichen kann, dann rebellier ich eben weiter gegen das System, was uns vorgaukelt, uns zu dem zu machen, was wir sind.