über i dunno – oder: ich weiß, dass ich was?

heiligabends halb 10 im waldhaus: „kommst du mit in die kirche?“ 

ich mach kein geheimnis draus, ich bin keine fromme christin. wäre ich wonders auf die welt gekommen, wäre ich, so nehme ich an, auch einem anderen glauben gegenüber nicht fromm. es gibt nunmal verschiedene, aus sich selbst heraus entstandene glaubenssysteme. entwickelt durch die umstände, die perzeption, die interpretation und die überzeugung der menschen, die sich dem jeweiligen system angenommen haben, um stellvertretend für uns alle die quälenden fragen der existenz zu beantworten. 

das ist meiner ansicht nach die quelle des schmerzpotentials einer religion. sobald die wahrheit eines oder einiger weniger menschen allgemeingütig wird, wird dort verständnis genommen, wo glaube verlangt wird. wenn glaube eine institution wird, gibt es in der regel regeln. doch für mich ist die definition von glaube, dass es keine regeln gibt. die gedanken sind frei. oder wie meine therapeutin sagt: in der phantasie ist alles erlaubt. ich möchte an dieser stelle weder in die religionskritik eintauchen noch ausführen, wo für mich die differenz zwischen fakt und wahrheit liegt, lediglich eine grundsätzliche frage stellen: bist du frei in deinem glauben? 

weihnachten und glauben sind, so scheint es mir, auseinandergedriftet. woran glaubt unsere gesellschaft, falls sie noch an das wunder von weihnachten glaubt? ich dachte zuerst an worte wie (weihnachts-) stress, (weihnachts-) geschäft und (weihnachts-) geld. toll.

ich mache es mir nun einfach uns sage: ich glaube an alles und an nichts. ich glaube an die macht der gedanken und gefühle, an die vergesslichkeit des menschen und an die individualität in der verbundenheit. ich glaube an die mathematik, die notwendigkeit von fragen und an die daraus resultierende kreativität. und halt auch an liebe und frieden und so. 

worauf ich hinaus will: ich find vieles nicht cool, was menschen im schutzmantel von religionen alles taten und tun. wirklich ganz uncool. müssen wir weiter drüber reden. aber nicht jetzt. jetzt eher sowas: 

ich liebe kirchen. diese uralten gemäuer, jedes mit einem eigenem geruch und einem ganz eigenen klang, die mich mit ihrem geistigen potenzial kitzeln, sobald ich sie betrete. ich finde die idee höchst wertvoll, orte zu haben, wohin alle gehen können, wenn unsere fragen oder sorgen zu groß werden für den eigenen kopf. wenn wir an der vermaledeitheit der eigenen existenz nicht mehr vorbeikommen. schutzräume, in denen wir impulse für die ganz eigenen antworten bekommen können.

und einige predigten des pastors haben mich die letzten jahre zu tränen gerührt. warum sollte ich also nicht mal wieder unsere kleine kirche im nachbardorf besuchen?

h

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