jonte und der weihnachtsmann

der duft von plastik umschmeichelt meine nase, während meine tante den bart in meinem gesicht zurechtrückt. die kaputze weit über die augen gezogen, kontrolliere ich ein letztes mal die tiefe meiner stimme. „toll!“, sagst meine tante. „hohoho!“, sage ich. na dann los. das schwerfällige gehen fällt mir gar nicht schwer, während ich die riesenhaften gummistiefel meines onkels abwechselnd nach vorne hiefe. das bauchkissen verrutscht. ich setze kurz den jutesack ab und ziehe meinen gürtel enger. 

eine runde um´s haus soll ich gehen, damit die kids mich schon aus dem fenster heraus sehen, bevor ich dann zur haustür komme. selbst der schnee ist vor spannung schon geschmolzen. scherz. es lag nie schnee. 

und dann nur noch ein paar momente, bis die haustür aufgerissen wird. ich bleibe ganz ruhig. bin schon ein alter hase, was das weihnachtsmannsein angeht. was hatte meine schwester mir noch gesagt, was ich den kindern sagen soll? 

und schon stürzen mir drei blonde knirpse entgegen, die, sobald sie mich sehen, in erfurcht erstarren. 

„hohoho!“, sagte ich.

„der weihnachtsmann!“, ruft meine nichte, während sie auf mich zeigt. alle lachen. „hohoho!“, sage ich. mein neffe weiß währenddessen gar nicht wohin mit seiner aufregung und zwirbelt nach worten suchend an seinem shirt rum. „frohe weihnachten!“, sage ich. „frohe weihnachten!“, rufen meine nichten auf und ab springend. „von drauß vom walde komme ich!“, sage ich. „allein, denn meine rentiere sind schüchtern. aber geschenke bringe ich mit!“ „jaaa geschenke!“, rufen meine nichten. „ich möchte auch geschenke!“, sagt jonte. alle lachen. 

„habt ihr mir auch ein gedicht mitgebracht?“, frage ich tief in die nacht hinein. 

stille. 

„ja, allerdings.“, ermutigt meine schwester meine nichte lächelnd. 

und so schnell wie nie ein mensch zuvor, sagt die kleine:

lieberguterweihnachtsmannschaumichnichtsoböseansteckedeineruteeinichwillauchimmerartigsein

ein raunen geht durch die menge. 

„toll!“, sagt meine tante. 

„hohoho!“, sage ich. 

auch die anderen beiden kids jenseits des säuglingsalters sagen brav ihre gedichte auf. okay. und jetzt der showdown: „hohoho!“, sagt meine tante. ich bin kurz verwirrt. alle lachen. 

dann mache ich den kindern glaubhaft klar, dass sie nie wieder von irgendwem zu irgendeinem anlass auch nur irgendetwas geschenkähnliches erhalten, wenn sie nicht umgehend weniger süßgkeiten essen und sorgfältig ihre zähne putzen. alle versprechen es mir hoch und heilig. nie wieder süßigkeiten und auf gar keinen fall zähne putzen. „toll!“, sagt meine tante. „hohoho!“, sage ich, stelle meinen sack vor den kindern ab und gehe.

„toll!“, sagt meine tante, zurück im umkleideraum. „hohoho!“, sagte ich, mir die letzten bartsträhnen zwischen den zähnen herausziehend. 

was ein fest. das essen mal wieder klasse. beschehrung gelungen. alle satt und glücklich. „toll!“, sagt meine tante. „hohoho!“, sage ich. ups. 

jonte dreht sich zu mir um. selbst das feuer knistert leiser. 

„h hört sich fast so an wie der weihnachtsmann.“, sagt jonte.

alle lachen. 

wie stark doch die kräfte von phantasie und illusion.

h

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