über kaugummi

hallo welt,

hast du dich schonmal gefragt, warum und wofür du dinge tust oder nicht tust? wieso du dinge ansprichst oder nicht ansprichst? und weshalb du dir einige fragen besser beantworten kannst als andere? ja? nein? ist ja auch egal. ich tue es, immer wieder, und stelle fest, dass sich meine gedanken manchmal wie kaugummi anfühlen. bertie botts kaugummi in sämtlichen geschmacksrichtungen. wie dieses kaugummi aus dem kaugummiautomaten, welches ursprünglich mal zement werden wollte. oder so wie das kaugummi, welches sich auflöst und sich plötzlich verflüchtigt, als wäre nie etwas gewesen. und manchmal fühlen sie sich so an, wie diese perfekte art von kaugummi, die ich gaaanz lang ziehen kann und die ich mir früher so gern um den finger wickelte. wobei meine gedanken eher mich um den finger wickeln. und eigentlich hatte ich die letzten zehn jahre gar keine lust mehr auf kaugummi. 

gedanken können gefühle auslösen. gedanken können gefühle lösen. vice versa. und alle meine gedanken möchten gedacht, all meine gefühle gefühlt werden. da bin ich mir inzwischen sicher. manche nur ganz kurz und andere.. tja ja naja. und welchen umgang ich damit – und somit mit mir – finde, ist eine herausforderung für mich. das beobachte ich an vielen menschen. die, die es am ehesten drauf haben, sich sich selbst und anderen gegenüber auszudrücken, sind wahrscheinlich kinder. macht es das somit kinderleicht?

dies hier ist also die gestaltung eines ausdrucksraumes. eines ausdrucksraumes, in dem ich mir erlaube, meiner überforderung ein gegenüber zu werden. die flut von informationen und die damit einhergehenden gefühle und gedanken in worte zu fassen. und es ist ein raum, in den ich einlade. 

meine meinung wird immer davon geprägt sein, was ich gelernt und erlebt habe. dies hier ist ein aufruf zum kommentieren oder korrigieren. unsere kommunikation ist ein zentraler faktor beim gestaltungsprozess unseres raumes und unserer zeit. wenn wir gegeseitiges und gemeinsames verständnis schaffen wollen. wenn wir unsere herausforderungen, wünsche und träume zusammen angehen und gestalten wollen. und was wäre die alternative?

h

über´s grundgesetz

Ich sitze in der S-Bahn. Ach richtig, U-bahn meine ich. Ist halt verwirrend an den Landungsbrücken. Mir schräg gegenüber sitzt ein schlaksiger Mann. Blue Jeans, white Turnschuhe, black Rucksack, grey Cappie, Lidl Tüte. Die stabile. Auf seinem T-Shirt abgedruckt kann ich den ersten Artikel des deutschen Grundgesetzes lesen. Er schwitzt. Wedelt sich mit der Hand Luft zu. Ihm fehlen ein paar Zähne. Seine Tattoos sind verblast. Er schüttelt das Shirt, um sich zu lüften. Schiebt die Cappie auf seinem Kopf vor und zurück. Seine Augen halb geschlossen. Gerötet. Blass. „Fuck“ formen seine Lippen. Soll ich ihm Wasser anbieten? Der Gedanke, mit ihm meine Flasche zu teilen, löst Ekel aus. Was mache ich? Die Türen gehen auf. Er schaut sich kurz um, bleibt noch einen Moment sitzen, versucht weiter gegen das Schwitzen anzukommen, bevor er überstürzt rausspringt.

Ich wünsch dir alles Gute, Bro. Wenn ich dir schon nicht das Wasser reichen kann, dann rebellier ich eben weiter gegen das System, was uns vorgaukelt, uns zu dem zu machen, was wir sind.

über´s satt haben

ich binge esse, während ich im fernseher meiner mama einem jungen dabei zusehe, wie er sein spielzeug verkauft, um geld für das ukrainische militär zu sammeln. drei milliarden, die wohl gebraucht werden, bekäme er wahrscheinlich nicht zusammen, sagt er. 

ich binge seit tagen. seit tagen esse ich, als würde ich fürchten, hunger zu leiden. als litt ich an hunger auf andere weise. ich fühle mich, als verriete ich all die tatsächlich hungernden menschen mit meinem verhalten. menschen, die nach sauberem wasser suchen. nach sicheren orten. nach ihren liebsten.

auf der anderen seite stehen menschen, die andere träume haben. vielleicht auch die gleichen träume. 

und andere befehle. 

wer bin ich in diesen bildern? inzwischen tägliche szenen in meinem kopf. in meinem herzen. beobachteter schmerz. eigene traurigkeit und wut. was kann ich tun? 

was kann ich nur tun? 

stillschweigend schreiend maschierende kriege. das lass ich nicht zu. doch was kann ich tun?

freiheit für alle. ja, dann bin ich satt. dann hab ich genug.

bitte
sag du´s mir doch nu
was soll ich tun?

h

ukraine – kinder im krieg// 3sat// 13. märz 2024// 20.15 uhr

meine schuld

Hallo und moini ihr lieben Ärzte, 

ick hab hier ma wat jemacht. Einfach so, aber vor Allem, um euch zu sagen, dass ich mit euch n low budget quick ‘n dirty Coveralbum von Friedenssongs machen will. Ich hab da ne Liste, zwei geschrammelte liegen schon brach auf meinem Youtube Kanal und euch da draußen fallen sicher auch noch welche ein. Die finanziellen Gewinne dessen möcht ich gern dementsprechenden Projekten geben. Da mich eure Komposition anscheinend höchst geprägt hat, seid ihr wohl die richtigen Ansprechpartnis für diese Aktion. Alle anderen dürfen sich nichtsdestotrotz gleichsam gern angesprochen fühlen. 

Liebe und Frieden und so, 

Helge 

PS: Die Pflegerinnen fänd ich n angemessenen Namen 

#aufjedenfallhelgedasklingtsuper #besterettungderwelt #bockauffrieden
#ichwürdjaliebermuschelnsammelnaber #saufräumrave

Lyrik: 

Ich hab mich heute schon geärgert 
Heute war es wieder schlimm
Ich hab mich wieder gefragt
Warum kein Mensch was unternimmt 
Ich werd nicht akzeptieren 
Was mir überhaupt nicht passt 
Weil ich meinen Kopf nicht nur
Zum Tragen einer Mütze hab 

Uouooooo

Es ist nicht meine Schuld
Dass die Welt ist wie sie ist
Es wär nur meine Schuld 
Wenn sie so bliebe 
x2
Wenn sie so bliebe

Ich glaub keinem, der mir sagt 
Dass ich nichts verändern kann
Die, die das behaupten 
Die haben nur vor mir Angst 
Es sind dieselben, die erklären
Es sei gut so wie es ist
Und wenn ich was verändern will
Dann bin ich radikaler Aktivist 

Es ist nicht meine Schuld … x2 

Weil jene, die die Welt nicht ändern woll‘n
Unser aller Urteil unterschreibt 
Lasst mich diskutieren 
Denn in unser‘m schönen Land 
Sind grad praktisch alle 
Furchtbar intolerant 
Meine Worte wollen was bewegen
Drum tun sie auch manchmal weh 
Kommt und lasst uns drüber reden 
Diskussionen sind notwendig 

Ich geh mal wieder auf die Straße
Ich geh mal wieder demonstrieren
Denn wenn ich keine Präsenz zeig 
Kann ich nur verlieren 
Die, die uns verarschen
Die ham wir selbst gewählt 
Drum lass ich sie meine Stimme hören 
Weil jede Stimme zählt 

Uouooooo

Es ist nicht meine Schuld… 3x

machmal

weißt du,

manchmal denk ich, ich kann gar nicht mehr sprechen vor lauter worten, die mir im halse stecken bleiben. 
manchmal denk ich, ich müsst träumen, um weiterhin zu sehen.
manchmal denk ich, ich sollt rausgehen und die welt in kleine fraktale zerschlagen. 

und dann denk ich, das haben wir schon längst gemacht. 

und jetzt was?

h

es wendet sich sehr

knecht ruprecht, ruf ich, alter rebell
hebe die fäuste und spute dich schnell
die herzen fangen zu brennen an
die zeitenwende ist aufgetan

h

über knarren im heidepark

um es in christliche worte zu packen: der mensch hat sich die welt untertan gemacht. 

bravo.

fühlt sich gut an. 

oder? 

hätten die leudis damals nicht irgendwie liebenswertere worte finden können? das ist eine überaus plumpe interpretation des “wort gottes”.

es geht hier nicht um untertanen, es geht um verbundenheit. denn wenn du nicht verstehst, dass wir uns eine lebensrealität teilen, dann werden wir beide kaum freude empfinden in den aufgaben, die vor uns liegen. oder um es in einsteins worten zu sagen: ich bin mir nicht sicher, mit welchen waffen der dritte weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten werden die menschen mit stöcken und steinen kämpfen. 

für mich war es als kind nie eine berohung. krieg. bei dem, was ich über krieg wusste, war ich mir sicher, dass sowas ungeheuer idiotisches nicht nocheinmal passieren könne. und noch einmal. und noch einmal. und doch: es lief sogar die ganze zeit weiter. nur ohne anfassen. ich wusste, dass in anderen ländern gekämpft wird. ich checks nur bis heute nicht. 

und inzwischen fange ich an, mich zu langweilen.

wenn der tod anderer dir nichts bedeutet, so behaupte ich, verstehst du dein eigenes leben nicht. wie ein krebsgeschwür bist du zeuge deines untergangs in einem organismus, der ohne deine übergriffigkeit ein wunderschönes leben haben könnte. und du könntest es auch, btw. 

ja. vielleicht wird mich dein krieg tatsächlich eines tages zu tode langweilen. 

wie können wir uns denn jeden verfickten tag diese scheiße reinziehen? jeden verfickten tag gibt es neuigkeiten von kriegerischen entscheidungen von überall auf der welt. von kriegerischen entscheidungen, von übergriffigen entscheidungen, von entscheidungen, die von missvertrauen, misshandlung und missvergnügen zeugen. 

und die kohle, die wir für diese scheiße ausgeben. haiaiaiaiaiai. das ist so, als wenn du mit deinem taschengeld ne knarre kaufst, in den heidepark fährst, dann da die leute abknallst, die deine freunde sein könnten, und dabei noch alles kaputt machst.  

hör auf damit.

und dann kommts dazu, dass plötzlich all unsere potentiellen freunde knarren im heidepark dabei haben, weil die anderen welche dabei haben. und so fließt unser schön verdientes taschengeld, mit dem wir uns hätten zuckerwatte und vegane hotdogs kaufen können, in knarren und atombomben und abwehrraketen und zuwehrraketen und uniformen und twitteraktien und währenddessen macht der zuckerwattenhotdogstand zu, weil wir kein geld mehr haben und wir jeden montag zur tafel gehen und eine potentielle freundin stirbt, weil du lieber in waffentechnik als in medizin investierst und die obdachlosenzahlen steigen, weil du lieber auf prestige als auf zu hause machst. 

doch weißt du, was geil ist? was am ende dieser abhandlung über den antifrieden steht? wir müssen uns nicht bekriegen. wir können uns einladen. auch dann gehört dir die ganze welt. es wird frieden herrschen mit hartnäckig warmherzigen händen, ist doch klar. überall. die frage ist, wann. und wer als erstes die waffen niederlegt und erstmal gepflegt die base chillt, dem gehts bekanntlich früher gut. wir können uns jetzt also auf die zeit des krieges konzentrieren, mit allem, was dazu gehört, allem drum und dran, tod, armut, leid, bumm päng päng bla bla bla oder! wir konzentrieren uns auf die zeit des friedens. ich lad euch alle ein: AbchasienAfghanistanÄgyptenAlbanienAlgerienAndorraAngolaAnguillaAntarktisAntigua und BarbudaÄquatorialguineaArgentinienArktisArmenienArubaAserbaidschanÄthiopienAustralienAzoren,BahamasBahrainBangladeschBarbadosBelarusBelgienBelize, BeninBhutanBolivienBosnien und HerzegowinaBotsuanaBrasilienBruneiBulgarienBurkina FasoBirma/BurmaBurundi,ChileChinaCookinselnCosta Rica, DänemarkDemokratische Republik KongoDeutschlandDominicaDominikanische RepublikDschibuti,EcuadorElfenbeinküsteEl SalvadorEritreaEstlandEswatini,FalklandinselnFidschiFinnlandFöderierte Staaten von MikronesienFrankreichFranzösisch-PolynesienFranzösisch-Guayana, GabunGambiaGeorgienGhanaGrenadaGriechenlandGroßbritannienGrönlandGuadeloupeGuatemalaGuineaGuinea-BissauGuyana,HaitiHonduras,IndienIndonesienIrakIranIrlandIslandIsraelItalien,JamaikaJapanJemenJordanien, KambodschaKamerunKanadaKap VerdeKasachstanKatarKeniaKirgisistanKiribatiKolumbienKomorenKongo (Republik)KroatienKubaKuwaitKosovo, LaosLesothoLettlandLibanonLiberiaLibyenLiechtensteinLitauenLuxemburg, MadagaskarMadeiraMalawiMalaysiaMaledivenMaliMaltaMarokkoMarshallinselnMartiniqueMauretanienMauritiusMexiko(Föderierte Staaten von) MikronesienMoldauMonacoMongoleiMontenegroMosambikMyanmar, NamibiaNauruNepalNeuseelandNicaraguaNiederlandeNiederländische AntillenNigerNigeriaNordkoreaNordmazedonienNordzypernNorwegen, OmanÖsterreichOsttimor, PakistanPalauPalästinaPanamaPapua-NeuguineaParaguayPeruPhilippinenPolenPortugalPuerto Rico, RéunionRuandaRumänienRussland, Saint Kitts und NevisSaint LuciaSaint Pierre und MiquelonSaint Vincent und die GrenadinenSalomonenSambiaSamoaSan MarinoSão Tomé und PríncipeSaudi-ArabienSchwedenSchweizSenegalSerbienSeychellenSierra LeoneSingapurSimbabweSlowakeiSlowenienSomaliaSpanienSri LankaSüdafrikaSudanSüdkoreaSüdsudanSurinameSyrien, TadschikistanTaiwanTansaniaThailandTogoTokelauTongaTrinidad und TobagoTschadTschechienTunesienTürkeiTurkmenistanTuvalu, UgandaUkraineUngarnUSAUruguayUsbekistan, VanuatuVatikanVenezuelaVereinigte Arabische EmirateVereinigtes KönigreichVereinigte Staaten von AmerikaVietnam, Wallis und FutunaWestsahara, Zentralafrikanische RepublikZypern.

 ja, britain, auch du bist nach brexit noch willkommen. obwohl mich deine entscheidung sehr traurig gestimmt hat.

falls ich wen vergessen habe, gern mitbringen. ich hol erstmal zuckerwatte. 

peace.

h

übers wundern

warum wollen wir weiter wunder
wenn wir wenige nur sehen
unsre welt wird nicht mehr runder
es gibt nicht viel noch zu verstehen

seis äuglein trüb, müd, munter
sanft mut wird die angst verwehen
seh ich dann farben bunt und kunter
ach du scheiße

die welt ist schön.

h

unter lust

ich hab heute einfach keine lust.

worauf?

na, den text zu schreiben, den ich heut veröffentlichen wollte. 

und welcher war das?

über persona non blabla. also so heißt der.

du hast schon den titel?

ja, der ganze text ist schon bereit in meinem kopf.

und kannst du ihn nicht einfach runterschreiben?

ne. ne. ne. irgendwie nicht. ich fühl mich einfach irgendwie halt nicht danach jetzt. 

und später?

wahrscheinlich nicht. 

und warum nicht?

i dunno. ich fühls nicht. vor allem, weißt du, ich liebe dieses bild, welches ich durch meine worte zu dem thema in meinem kopf male und dennoch.. ich hatte bisher simplemente nicht den animo, es auf papier zu bringen. also auf pixel. 

du meinst das bild der persona non blabla?

ja. 

ist es ein schönes kopfbild?

ohja.

möchtest dus mit mir teilen?

unbedingt.

aber nicht jetzt?

nein, nicht jetzt. jetzt hab ich einfach keine lust. 

h

über i dunno – oder: ich weiß, dass ich was?

heiligabends halb 10 im waldhaus: „kommst du mit in die kirche?“ 

ich mach kein geheimnis draus, ich bin keine fromme christin. wäre ich wonders auf die welt gekommen, wäre ich, so nehme ich an, auch einem anderen glauben gegenüber nicht fromm. es gibt nunmal verschiedene, aus sich selbst heraus entstandene glaubenssysteme. entwickelt durch die umstände, die perzeption, die interpretation und die überzeugung der menschen, die sich dem jeweiligen system angenommen haben, um stellvertretend für uns alle die quälenden fragen der existenz zu beantworten. 

das ist meiner ansicht nach die quelle des schmerzpotentials einer religion. sobald die wahrheit eines oder einiger weniger menschen allgemeingütig wird, wird dort verständnis genommen, wo glaube verlangt wird. wenn glaube eine institution wird, gibt es in der regel regeln. doch für mich ist die definition von glaube, dass es keine regeln gibt. die gedanken sind frei. oder wie meine therapeutin sagt: in der phantasie ist alles erlaubt. ich möchte an dieser stelle weder in die religionskritik eintauchen noch ausführen, wo für mich die differenz zwischen fakt und wahrheit liegt, lediglich eine grundsätzliche frage stellen: bist du frei in deinem glauben? 

weihnachten und glauben sind, so scheint es mir, auseinandergedriftet. woran glaubt unsere gesellschaft, falls sie noch an das wunder von weihnachten glaubt? ich dachte zuerst an worte wie (weihnachts-) stress, (weihnachts-) geschäft und (weihnachts-) geld. toll.

ich mache es mir nun einfach uns sage: ich glaube an alles und an nichts. ich glaube an die macht der gedanken und gefühle, an die vergesslichkeit des menschen und an die individualität in der verbundenheit. ich glaube an die mathematik, die notwendigkeit von fragen und an die daraus resultierende kreativität. und halt auch an liebe und frieden und so. 

worauf ich hinaus will: ich find vieles nicht cool, was menschen im schutzmantel von religionen alles taten und tun. wirklich ganz uncool. müssen wir weiter drüber reden. aber nicht jetzt. jetzt eher sowas: 

ich liebe kirchen. diese uralten gemäuer, jedes mit einem eigenem geruch und einem ganz eigenen klang, die mich mit ihrem geistigen potenzial kitzeln, sobald ich sie betrete. ich finde die idee höchst wertvoll, orte zu haben, wohin alle gehen können, wenn unsere fragen oder sorgen zu groß werden für den eigenen kopf. wenn wir an der vermaledeitheit der eigenen existenz nicht mehr vorbeikommen. schutzräume, in denen wir impulse für die ganz eigenen antworten bekommen können.

und einige predigten des pastors haben mich die letzten jahre zu tränen gerührt. warum sollte ich also nicht mal wieder unsere kleine kirche im nachbardorf besuchen?

h

über zehn körper

wenn ich zehn körper hätte, würde einer von ihnen tanzen
einer würd die tage träumen und einer blumen pflanzen
einer kümmert sich um jeden menschen
einer um die ganze welt
einer würde arbeiten 
arbeiten für geld
einer würde sachen machen
einfach nur um sie zu tun
einer würde lauthals lachen
und einer würde ruhen
einer würde lernen
alte und neue dinge
einer würde mich entdecken
wie ich tatsächlich klinge
einer würde weitergeben
von dem wissen, was mich fand
einer ganz nah am abgrund stehen
mit den zehen übern rand
einer würde heulen
vor all der wut in meinem bauch
einer könnt kung fu
und über einem schwebt der rauch
einer würde schreiben
und einer ständig singen
einer würde stehen bleiben
und einer würde springen
alle würden komponieren
ihre eigen klein melodie
alle in einem konzentieren
die kunst der alchemie

h

meine leute

meine leute
stehen hinter mir
und neben mir
und vor mir

meine leute
halten meine hand
meine füße
meinen verstand

manchmal damit ich nicht falle
manchmal damit ich nicht verschwinde
meine leute zeigen mir
wie ich wieder zu mir finde

h

und du so?

lass dich mir etwas erzählen und schick mir deine weihnachtsgeschichte.

was treibt dich so um? was wünschst du dir? wie verbringst du dich? was ist dir wichtig?

warum frage ich, fragst du mich?

irgendwann kommt der tag, an dem dus erfahren wirst.

ich erwarte deine eule.

h

ps: langkurz, großklein, verletzlichstark und drüberdrunter. alles geht. auch anonym oder mit foto.

doch

das wesen eines jeden menschen ist gleich
es hat sich verändert mit der zeit
und stecken tut doch
in uns allen eins
…………………..
……………
………
…..
..
.

über vatermutterkind/ divers

weihnachten war für mich immer – und ist es bis heute – ein familienfest. alle kommen zusammen, einige zu spät, und wir warten auf das leuten der kleinen glocke, welches bedeutet, dass wir unsere geschenke unter dem baum aufreißen dürfen. aber nicht, bevor wir nicht um eben jenen getanzt und gesungen haben. dann wird gehofft, dass die gemachten geschenke auch gefallen, die nach und nach in aufgeregter stimmung überall auf dem boden verteilt, bestaunt und ausprobiert werden. es werden fotos der jüngeren generation hinter-, neben- und übereinander auf der treppe gemacht, fonduefeuer mit pullovern gelöscht und so viel gegessen, bis meine kleine cousine rücklings aufs sofa fällt und nur noch vereinzelt ein brummen von sich geben kann. im weiteren verlauf des abends kramen wir die alten vhs-familienvideokasetten raus, wir spielen tabu und activity bis wir vor lachen heulen und um 22 uhr beginnt die kirche für diejenigen, die möchten. 

danach gibs dann endlich nachtisch! wir haben wie jedes jahr den obstsalat mitgebracht. meine tante, die die letzten tage unerbittlich für uns in der küche stand, hat wieder in einen der desserts eine mandel versteckt. also obacht! wir nehmen uns bayrische creme, mandelmuß, pudding, maronen- oder baileyscreme (oder oder oder oder) und beäugen uns gegenseitig, ob nicht jemand eine verräterische ohoh-ich-hab-die-mandel-miene aufsetzt. nicht, dass sie heimlich zerkaut wird und unentdeckt für immer und ewig in dem magen einer der hier anwesenden verschwindet. das darf unter keinen umständen passieren, denn wer die mandel hat, muss was vortragen!

wer wird des diesmal? mein onkel, der schon wieder ganz vergessen hatte, dass wir dieses kleine ritual haben und sich schelmisch zeitschindend ausgiebig darüber beschwert, es hätte ihn niemand, also gar keiner, darüber informiert, dass die möglichkeit bestünde, dass er vielleicht, falls es überhaupt soweit kommt, gegebenenfalls, wenn überhaupt, unter umstanden, ausgenommen jemand anderes bekommt die mandel, also dass, naja, also. jaa. na gut. na dann. ääähm. also… kennt ihr schon die geschichte, wie ich damals in alaska auge in auge mit dem braunbären tanzte?

oder meine cousine, die mit wehenden haaren und ihrer neuen luftgitarre last christmas performt, nachdem sie zwischen unsere klappernden nachtischschälchen auf den tisch gesprungen ist?

oder mein schwager, der mit seiner verdutzten tochter auf dem arm zu selbstgesungenem walzer durch alle zimmer schwebt?

also – ihr merkt schon, ich bin voller spannung auf den mandelmoment. und bevor ich mich vor aufregung hier gleich nicht mehr halten kann, kommt jetzt der stimmungsschwung. 

weil manchmal, ja, manchmal ist familie anstrengend. und manchmal tut es weh, wenn sich etwas verändert. zum beispiel nachdem entschieden war, dass wir unseren vater ab jetzt am ersten weihnachtstag zum brunchen treffen, weil er heilig abend nicht mehr dabei sein wird. oder wenn ich vielleicht nicht von den großartigen errungenschaften, erlebnissen, abschlüssen oder erfolgen berichten kann, die sich meine familie für mich wünscht. oder wenn wir uns von einem menschen für immer verabschieden mussten. 

doch ganz egal, welche themen uns begleiten, welche prozesse wir miteinander teilen – und hier meine ich besonders diejenigen, die wir solange vor uns herschieben, bis es zu anstrengend wird und wir uns schmerzhaft streiten – ganz egal, wie schwer es manchmal ist, bin ich so dankbar. 

weil ich in meiner familie vertraue, dass der mensch mir gegenüber für mich gutes möchte. weil ich ernstgenommen werde. weil ich keine angst haben muss vor zurückweisung. so verletzend oder unverständlich das verhalten der anderen manchmal auch sein mag, erschaffe ich verständnis und kommuniziere mich, weil ich eines weiß: dass sie mich lieben. und ich sie. no matter what. 

und während sich freunde am heiligen abend später noch in der bar treffen, zocke ich im wohnzimmer meiner tante mario cart und habe wieder mal den abend meines lebens. 

h

das mädchen

da sitzt ein kleines mädchen
auf der treppe
und kann keine schuhe binden

ich komme näher und sie schaut mich an
als würde sie in mir etwas finden

von dem ich gar nicht wusste
dass ich es vermisse

es scheint diese gewisse leichtigkeit zu sein
um hilfe zu bitten
nicht alles wissen zu müssen
ganz ohne schlechtes gewissen

ich zeig ihr also eine schleife und n doppelknoten dazu
ich will grad wieder gehen
doch sie lässt mich einfach nicht in ruh

sie schaut mürrisch drein und fragt und nu?
ich geh doch eh vielvielvielvielvielvielvielvielvielvielvielvielvielviel lieber barfuß

und noch bevor ich etwas sagen kann
packt sie beide schuhe fest mit einer hand
und wirft sie ohne zögern mit viel schwung ganz weit übern beckenrand

und geht
und ich bleib stehen
bleib einfach stehen

h

jonte und der weihnachtsmann

der duft von plastik umschmeichelt meine nase, während meine tante den bart in meinem gesicht zurechtrückt. die kaputze weit über die augen gezogen, kontrolliere ich ein letztes mal die tiefe meiner stimme. „toll!“, sagst meine tante. „hohoho!“, sage ich. na dann los. das schwerfällige gehen fällt mir gar nicht schwer, während ich die riesenhaften gummistiefel meines onkels abwechselnd nach vorne hiefe. das bauchkissen verrutscht. ich setze kurz den jutesack ab und ziehe meinen gürtel enger. 

eine runde um´s haus soll ich gehen, damit die kids mich schon aus dem fenster heraus sehen, bevor ich dann zur haustür komme. selbst der schnee ist vor spannung schon geschmolzen. scherz. es lag nie schnee. 

und dann nur noch ein paar momente, bis die haustür aufgerissen wird. ich bleibe ganz ruhig. bin schon ein alter hase, was das weihnachtsmannsein angeht. was hatte meine schwester mir noch gesagt, was ich den kindern sagen soll? 

und schon stürzen mir drei blonde knirpse entgegen, die, sobald sie mich sehen, in erfurcht erstarren. 

„hohoho!“, sagte ich.

„der weihnachtsmann!“, ruft meine nichte, während sie auf mich zeigt. alle lachen. „hohoho!“, sage ich. mein neffe weiß währenddessen gar nicht wohin mit seiner aufregung und zwirbelt nach worten suchend an seinem shirt rum. „frohe weihnachten!“, sage ich. „frohe weihnachten!“, rufen meine nichten auf und ab springend. „von drauß vom walde komme ich!“, sage ich. „allein, denn meine rentiere sind schüchtern. aber geschenke bringe ich mit!“ „jaaa geschenke!“, rufen meine nichten. „ich möchte auch geschenke!“, sagt jonte. alle lachen. 

„habt ihr mir auch ein gedicht mitgebracht?“, frage ich tief in die nacht hinein. 

stille. 

„ja, allerdings.“, ermutigt meine schwester meine nichte lächelnd. 

und so schnell wie nie ein mensch zuvor, sagt die kleine:

lieberguterweihnachtsmannschaumichnichtsoböseansteckedeineruteeinichwillauchimmerartigsein

ein raunen geht durch die menge. 

„toll!“, sagt meine tante. 

„hohoho!“, sage ich. 

auch die anderen beiden kids jenseits des säuglingsalters sagen brav ihre gedichte auf. okay. und jetzt der showdown: „hohoho!“, sagt meine tante. ich bin kurz verwirrt. alle lachen. 

dann mache ich den kindern glaubhaft klar, dass sie nie wieder von irgendwem zu irgendeinem anlass auch nur irgendetwas geschenkähnliches erhalten, wenn sie nicht umgehend weniger süßgkeiten essen und sorgfältig ihre zähne putzen. alle versprechen es mir hoch und heilig. nie wieder süßigkeiten und auf gar keinen fall zähne putzen. „toll!“, sagt meine tante. „hohoho!“, sage ich, stelle meinen sack vor den kindern ab und gehe.

„toll!“, sagt meine tante, zurück im umkleideraum. „hohoho!“, sagte ich, mir die letzten bartsträhnen zwischen den zähnen herausziehend. 

was ein fest. das essen mal wieder klasse. beschehrung gelungen. alle satt und glücklich. „toll!“, sagt meine tante. „hohoho!“, sage ich. ups. 

jonte dreht sich zu mir um. selbst das feuer knistert leiser. 

„h hört sich fast so an wie der weihnachtsmann.“, sagt jonte.

alle lachen. 

wie stark doch die kräfte von phantasie und illusion.

h

ein märchen

es war einmal eine junge königin mit einem großen königreich, über das sie wachte. eines tages blickte sie in einen spiegel und erkannte sich nicht mehr. sie war so tief entsetzt, daß sie sämtliche spiegel in ihrer burg zerschlagen ließ. menschen ließ sie nicht mehr hinein. durch die türen gab sie nur noch die nötigsten befehle, während sie sich eingeschlossen hielt. ihre einzige gesellschaft war ein stummer papagei. so fristete sie ihr dasein. im stillen dunkel gestaltete sie die räume ihres anwesens, die sie sich zusprach. sie ließ sich dann und wann von nah und fern stoffe, perlen, muscheln, hölzer, steine und aller arten allerlei bringen, um ihre zimmer bei kerzenschein einzurichten. 

eines tages umhüllte sie eine schwere last. sie setzte sich in die mitte ihres größten teppichs und begann bitterlich zu weinen. der papagei setzte sich auf ihr knie und sie streichelte ihm liebevoll über sein buntes federkleid. „ich weiß nun nichts mehr mit mir anzufangen. ich habe diese räume so viele male versucht, zu meiner zufriedenheit zu gestalten, doch sehe ich keinen sinn mehr darin. ich kann keine schönheit aus ihnen hervorbringen, wo ich doch selbst nicht schön bin.“

zu ihrer tiefen bestürzung antwortete ihr der papagei: „schönheit. schönheit. schönheit.“, wiederholte er immer wieder, während er ihr in die augen blickte. der königin blieb der atem weg und es breitete sich ein schmerz in ihr aus, den sie nicht auszuhalten vermochte. sie stürzte zu einem fenster, öffnete es, ließ den papagei hinaus und brach zusammen. 

so lag sie da, bis eine weiche mädchenstimme zu ihr drang. „meine königin, ich wurde geschickt, um nach ihnen zu schauen. seit vielen tagen hörten wir keinen ton von ihnen und seit drei tagen sitzt der papagei nun oben auf einer zinne.“ die königin war nicht in der lage zu antworten. auch war es ihr egal, daß das mädchen ihre räume betreten hatte. sie hörte schritte und die kleine begann die schweren vorhänge vor den fenstern zu öffnen. die königin schien zu schwach, um zu protestieren. die plötzliche helligkeit drang durch ihre augenlider und eigentümliche geräusche an ihre ohren. die schritte des mädchens kamen langsam auf sie zu und die königin spürte dann eine hand auf ihrer schulter. 

nach einer weile sagte das mädchen eher zu sich selbst: „ich habe noch nirgends vergleichbare schönheit gesehen.“ die königin war irritiert und öffnete langsam die augen. und während sie sich an die lichtgeflutete umgebung gewöhnte, wusste sie zugleich nicht, ob sie ihren augen trauen durfte. sie musste in ihren räumen liegen, doch erkannte sie sie doch nicht wieder. von überall her erstrahlten farben, muster, formen, selbst klänge, mit denen der durch die fenster hineindrängende wind spielte. auch die gegenstände, die einzeln wenig prachtvoll erschienen, erstrahlten in komposition und harmonie. so lag sie nochmals eine weile da, atmend, überwältigt von dem, was sie sah. 

„ich habe ihnen hier wasser hergestellt, meine königin.“ etwas in der stimme des mädchens erweckte eine sanfte kraft und demut in ihr. sie richtete sich langsam auf und schaute das mädchen an, die ihren blick ruhig erwiderte. „erschrickst du denn gar nicht bei meinem anblick?“ fragte die königin. „ich wusste nicht, dass ich mich hätte erschrecken sollen.“ sagte das mädchen und reichte ihr das wasser. 

die aussage verwirrte sie, da ihr spiegelbild damals für sie doch so offensichtlich beängstigend war. sie war vielleicht im alter des mädchens gewesen und sie spürte nun, wie eine art neugier in ihrem nacken zu kitzeln begann. sie nahm das wasser und blickte in die spiegelung ihres gesichtes. es lag dort ohne schmerz, leicht wie eine Idee, in den sanften wellen. 

sie atmete, trank, schaute das mädchen an und fragte dann: „begleitest du mich nach draußen, bitte?“ 

h

ich will was

ich will verstehen
in leichtigkeit aufgehen
und veränderung erzeugen
mich keiner stimme beugen
die mich in ketten legen will

leg ich mich doch selbst am besten fest

doch manchmal bleib ich still
mein überfordert herz
der wandelung nicht hilft
zwischen nem schlechtem scherz
und tiefem schmerz

h

über lametta

jedes jahr freue ich mich sehr, wenn ich mir anfang september meine ersten spekulatius kaufe. find ich super. hat irgendwie was besonderes, dass wir sie nur um die weihnachtszeit bekommen – fast ein ganzes halbes jahr, bis halt im januar ostern anfängt. 

die kekslobby muss groß sein, zumindest gehe ich nicht davon aus, dass schon vor industrieller fertigung der duft von vanillekipferl und lebkuchen über stadt und land zog, während die ernte noch auf den feldern stand. anonymes wirtschaften hat sicherlicher unser traditionelles weihnachten verändert. is halt so. 

das fest der liebe durfte sich schon mit einigen gesellschaftlichen anpassungen einkleiden. ob nun coca-cola dem weihnachtsmann sein rotes outfit sponsorte oder ob jesus tatsächlich am 25. dezember geboren wurde, weiß ich nicht. die menschen neigen dazu, die geschichten zu den eigenen gunsten weiterzuerzählen. coca-cola hätte es sicher nicht geschadet, den lieblingsmenschen aller kinder in ihre farbe zu stecken. dass jesus ein persönliches interesse an eben jenem geburtstag hatte, bezweifle ich, doch dass sich die kirche einen schon bestehenden feiertag zu eigen macht, scheint mir durchaus plausibel. und hätte sich das dritte reich durchgesetzt, hätte man dem christkind mit sicherheit nicht nur seinen geburtstag sondern auch sein judentum abgesprochen. 

all dies passiert im schoß der wintersonnenwende. eine zeit, die in den ältesten kulturen schon heilig war. die geweihten nächte eben. zeit der stille, der einsicht – im sinne von insichhineinsicht. wie war das jahr? wie ist es jetzt? was sind meine wünsche? die dunkelste zeit umhüllt uns und lässt uns in unsere nester fliehen. ich meine, falls wir eines haben natürlich. sonst schreibst du dem weihnachtsmann gegebenenfalls eine flaschenpost, die du dann in die elbe schmeißt, mit dem wunsch nach einem wärmeren schlafsack für deine isomatte unter den neonlichtern des saturns am hauptbahnhof. vielleicht hilft es ja, eine colaflasche zu nehmen, während der eisige nordwind dein einziges teelicht erlöschen lässt. 

ins mittelmeer werfen sich die menschen sogar selbst hinein, in dem verzweifelten wunsch nach freiheit und sicherheit. für sie ist das ganze jahr über weihnachten. 

nun könntest du annehmen, ich sei kein fan von diesem brauchtum. dem ist nicht unbedingt so. diese zeit des jahres ist für mich lediglich der höhepunkt der menschlichen skurrilität. vieles, was ich an uns beobachte, wird um weihnachten herum auf die spitze getrieben. das erzeugt in mir ein gefühl, welches dem inhalt des resteeimers nach einer party gleicht. alles wird zusammengekippt und am ende stinkts. ich will aber nicht, dass mir das jahresende stinkt. 

ich will bratapfel, zimt und glühwein riechen. ich will mich dick einmummeln müssen und mich freuen, in wärmenden wohnungen willkommen zu sein. ich will mich nach nem waldspaziergang an mamas ofen verbrennen und mit meinen cousinen und schwestern kuschelnd drei haselnüsse für aschenbrödel gucken. ich will die dunkelheit genießen können, wissend, dass der nächste frühling kommt. ich will die lichter tanzen sehen, die wir uns entzünden, um uns wärme zu schenken. ich will zum frühstück marzipan in zartbitterschokolade ummantelt mampfen. ich will lieben menschen schreiben, dass ich an sie denke. ich will es uns schön machen. ich will mit meinem neffen das lametta suchen.

und ich will verstehen. 

h

übers wünschen

was wünschst du dir
was wünschst dir mir 
was wünschst du der natur 
im ew´gen hier 
im ew´gen wir 
stillschweigend blind und stur

so zeichnet dich
so zeichnet mich
uns´res lebens schraffur
gefühlsmäßig
unleserlich
scheinheilige blässur

komm, wir zusamm´
entschieden dann
aushaltend mit bravour
jetzt hand in hand
am verstands rand
uns fehlet ein wunsch nur

also, nochmal:
was wünschst du dir?
es bedarf gar nicht viel. 

also, nochmal:
was wünschst du mir?   
was ist nur unser ziel?

h

über über

warum schreibe ich überhaupt nur „über“ etwas und mache das in den überschriften so überdeutlich? tja, weißt du, ich weiß, dass ich nicht weiß. über bedeutet für mich, dass ich allein aus meiner persönlichen perspektive und wahrnehmung verfasse. selbst wenn ich mich an der erfahrung eines anderen menschen bereichere – ganz ohne jenigem etwas wegzunehmen, meine ich – sind die worte und erfahrungen doch durch mein kopfkaleidoskop gekugelt und somit in meinen farben und formen interpretiert. ich versuche aus sekundärquellen primärquellen zu erschaffen, denn ich möchte selbst meine hauptquelle sein. auch dann, wenn ich eins zu eins zitiere, setze ich die aus dem mund genommenen worte in einen kontext. ganz eigenverantwortlich und oft unabgesprochen. zumindest habe ich arestoteles nun nicht danach gefragt, ob er es okay findet, dass ich „ich weiß, dass ich nicht weiß“ hier verwende. und durch dieses kleine wörtchen am anfang jedes meiner texte, erinnere ich mich an meine naive position. ich möchte, dass du mich ernst nimmst in meiner fragwürdigkeit. ich möchte mich keines falls der verantwortung meiner worte entziehen, nein, ich möchte neue fragen durch meine antworten auf mir gegebene impulse erschaffen. ich hab die weißheit halt nicht mit löffeln gefressen. ich versuch sie lediglich ab und an in der pfeife zu rauchen. 

h

oh liebes hamburg

oh liebes hamburg
wie möchtest du sein 
frage ich dich
mit all dein gesichtern und gestein
mit deinen menschen und gemäuern
die geschichten zu erzählen haben.
von freiheit, vielfalt und freibeutern
vom flanieren und vieln bieren
mit jung und alt
die hier leben und wirken 
und die hier leben und wirken werden.

oh liebes hamburg
ich gehe über deine adern von wasser und straßen 
und frage mich, wie möchten wir sein? 
welche gedanken können wir miteinander teilen 
und welche sind gar die grundlagen für unser gemeinsam heim? 
mit welch prinzipien möchten wir unsre zukunft spinnen
oh liebes hamburg
sagst du mir das?
ich stelle mir eine symbiose vor
von all dem was du schon bist und hast
verknüpfend mit den ideen von jedem gast. 

oh liebes hamburg
bevor ich dich frage, was möchtest du sein
frage ich dich, was du jetzt bist. 
denn eine reise beginnt immer da
wo etwas gerade ist. 
du weißt das wohl besser
oh liebes hamburg
als tor zur welt für jeden menschen. 
das tor zur welt
wow
es scheint mir, es gäbe keinen hass in dir
keine gier
keine last
keine grenzen.  

oh liebes hamburg
es gibt eine vorstellung in mir
in der kann ich mich dir anvertrauen 
jede angst in mir, jed zweifel, jed traum. 
und in dieser vorstellung
oh liebes hamburg
da wächst du so schön wie ein baum. 
mit einem stamm so dick, nicht umzuhauen
ästen bis in den himmel
wurzeln so tief, nur ein kitzeln zu spüren
egal wie stark auch die winde. 
und die erde, die menschen, die dich gestalten
durch die du wächst und die dich halten. 
jeder mensch so gut und schlecht wie die anderen
und jedweder findet einen anderen klang darin. 
dadurch spürbar auch die freuden der stadt
für jeden freund
der wird hier liebevoll bemoint. 

oh liebes hamburg
ich mag es kaum wagen
mir die früchte vorszustellen
die du wirst tragen.

oh liebes hamburg
ja
nein
ich mag es kaum wagen
mir die früchte vorzustellen
die du wirst tragen.  

h

über knäuel

wenn ich mir unsere welt so anschaue, denke ich, ich bin viel zu spät. Ich bin viel zu spät dran dafür, sie zu retten. meine gedanken enden dann in einem gefühl von erdrückender überforderung, sodass ich zwei möglichkeiten habe: 

entweder, ich entscheide mich zu denken: okay, also wenn ich sowieso schon zu spät bin, dann ist es auch egal, was ich tue. egal, welche ich von meinen ideen im alltag oder in projekten wann und wie umsetze, es kann nur zum positiven wandel der welt beitragen. bis wir uns dann halt früher oder später selbst zerstören. und dann ist es immer noch egal. 

oder ich entscheide mich dafür, zu resignieren und mich meiner depression hinzugeben. 

ich probiers mal mit der ersten möglichkeit. 

das anliegen der weltrettung ist so komplex, dass wir den wald vor lauter bäumen nicht sehen. heutzutage schon ein fast makaberes sprichwort. vielleicht eher die straße vor lauter beton. die weltrettung ist also überdringend und so undurchdringlich, dass ich kurz die zeit anhalten möchte, um unseren themen raum zu geben und zu verstehen. und dann möchte ich am liebsten sofort zu allen kleinen teilthemen, die wie ein spinnennetz miteinander verflochten sind und sich gegenseitig bedingen, etwas sagen. oder fragen stellen. doch der gegensatz ist momentan die regel. die zeit scheint schneller zu laufen und es kommen mehr und mehr themen hinzu. und dann bin ich wieder überfordert, weil ich nicht weiß, was ich denn nun machen soll. und dann stelle ich fest, dass aus dem spinnennetz wieder ein undurchdringlichdringendes knäuel geworden ist und bleibe still.

und dann erinnere ich mich zu atmen und entscheide mich nochmal. 

h

übers kalt lassen.

und wenn ich dann doch wieder kalten kaffee trinke, ohne mich genau zu fragen, warum eigentlich, denn vor habe ich heut doch eigentlich nichts, dennoch waren die drei heißen tassen zuvor einfach nicht genug. wer weiß, was noch auf mich zukommt heute. vielleicht möchte ich in einer stunde noch ein nickerchen machen und dann? dann ist der kaffee danach immer noch kalt. und warum auch nicht? es ist doch vollkommen ok den dingen irgendwann kalt gegenüberzustehen. in diesem fall bin ich das ding, dem kalt gegenübergestanden wird. der frosch in der mitte des eisigen und dunklen kaffeeteiches schaut mich munter mit großen augen an. ich hatte schließlich die chance, das koffeinhaltige erfrischungsgetränk als hot or semi hot beverage in mich reinzukippen. dann muss ich mich nun nicht wundern, dass ich ihn irgendwann kalt lasse. der frosch fühlt sich halt trotzdem wohl. bis er irgendwann keinen bock mehr auf mich hat und seine kleinen keramikbeinchen ausstreckt, um neues zu erleben. ehrlich gesagt, weiß ich auch gar nicht, wie er sich tatsächlich fühlt. vielleicht ist sein aufgemaltes lächeln auch nur eine strafe seiner schöpferin. vielleicht ist er sich seiner möglichkeiten gar nicht bewusst und fristet sein traurig geformtes dasein in seiner tasse, die ich wie selbstverständlich als meine betitle. ich habe sie ja schließlich bezahlt. vielleicht würde er viel lieber in anderen flüssigkeiten hocken. omas gemüsesuppe zum beispiel. oder meth. 

h

über wichtige dinge

„montags ist biertag.”, sagt pawly als er mein zimmer verlässt. das wisse er schon seit vier wochen. interessant. nun, als pawly sagte, er würde noch ne weile bei mir rumhängen, um mich ein wenig vollzuquatschen, krächzte ich, solange ich dabei nichts sagen müsse. es begann und endete als aufschlussreicher austausch unter schmerzenden mandeln am siebten fastentag. naja, vorhin hatte vivi mir weintrauben geschält. die hab ich gegessen. denn heute startete auch noch meine zehntägige peniccilinkur. 

allerlei. 

zurück zur story. 

neben dem ping pong match der neusten facts, sagte pawly noch sachen wie: „wenigsten wissen wir schon, was wir könnten, wenn wir ein wenig disziplinierter wären.” oh, what a true word. “manchmal kommen eben andere sachen dazwischen. und die sind genauso wichtig.“

thx bra 

h

über fragen über fragen

ui. uiuiuiuiui. so viele. 

was?

fragen.

fragen?

ja. fragen. 

weißt du, was ich zu fragen zu sagen habe?

na?

also, ich denke, jeder hat eigene und dann gibts da noch ganz viele gemeinsame. 

gemeinsame was? 

fragen. 

fragen? 

ja. fragen.

nur ja-fragen oder auch nein-fragen?

fragen halt. alle arten fragen. auch mit fragewörtern und allem. 

ahh wow.

genau. und weißt du noch was?

was denn?

ich denke auch, dass es sehr wichtig ist, sich fragen zu stellen. dass das eine herausforderung sein kann, erkennt mensch schon an dem ausdruck oder? „sich fragen stellen“. ich stelle mich. ich stelle mich den fragen. oder so.

und wie?

mit antworten.

mit antworten?

ja, mit antworten. und weißt du was daran so interessant ist?

was?

„ich weiß es nicht“ ist auch eine antwort. sogar eine schöne. auch als variation mit „noch“ oder „mehr“. mensch muss also nicht immer auf jede frage eine antwort haben.

ach nein?

nein. ich denke, der weg zur antwort ist ein prozess, der mit der frage beginnt. 

mit welcher frage?

ich weiß nicht.

du weißt es noch nicht oder nicht mehr? 

ich weiß nicht. vielleicht beides. und vielleicht kann ich die frage nach der frage für dich gar nicht beantworten. vielleicht sogar ganz sicher. vielleicht ist eine frage für uns beide, die frage nach unseren gemeinsamen fragen. 

wie zum beispiel?

wie zum beispiel: wie wäre es wohl, wenn wir gemeinsam die weltmenschschaft hätten? 

hm. ziemlich cool.

ja oder?

na sicherlich.

h